Der Traum vom eigenen Buch

Beitrag vom 19. April, 2022,
um 12.55 Uhr
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Ute Flockenhaus
Buch schreiben

Der Traum vom eigenen Buch: Wie fange ich an?

Das eigene Buch ist für viele Menschen ein Lebenstraum, ähnlich dem Wunsch, eine Weltreise zu unternehmen oder einmal den Mount Everest zu besteigen. Damit solche Wünsche sich realisieren, müssen wir uns – banal, aber wahr – mit ihnen beschäftigen. Von alleine und ohne Vorbereitung werden sie nicht wahr. Wie also fange ich am besten an, meinen Traum vom eigenen Sachbuch Realität werden zu lassen?

 

Klarheit über das Ziel

Hinter der Idee, ein Buch schreiben zu wollen, steckt meist ein bestimmter Wunsch oder ein Ziel. Was möchte ich als Autorin oder Autor mit dem Buch erreichen? Wieso ist das eigene Buch mein Herzenswunsch? An welche Leserinnen und Leser wende ich mich damit? Den klammheimlichen Wunsch, auf Anhieb einen Bestseller zu lancieren, belassen wir an dieser Stelle einmal in seiner Heimlichkeit. Realistische Ziele wären jedoch: Du möchtest einem Thema Sichtbarkeit verleihen. Du möchtest dich als Expertin oder Experte positionieren. Du möchtest dein Wissen teilen, weil es für viele Leserinnen und Leser relevant ist. 

Es ist wichtig, dass du dir über dein Ziel, das du mit dem Schreiben verfolgst, klar bist. Denn dieses Ziel stellt die Weichen für viele Aspekte deines Buches und die eigene Herangehensweise. Wenn du ein Fachbuch für einen relativ kleinen und speziellen Leserkreis schreiben möchtest, sagen wir ein Buch über ökologische Bienenhaltung, wirst du dein Buch anders schreiben und aufbauen als einen allgemeinen Bienen-Ratgeber für ein breites Lesepublikum.

 

Wer kauft dein Buch und warum?

Statistisch gesehen lesen 11 Prozent der Deutschen täglich Bücher. Sie gehören zu der Gruppe von Menschen, die neugierig sind, wissbegierig und das Leben gestalten wollen. Eine weitere interessante Zahl zur Einschätzung deiner Zielgruppengröße ist zum Beispiel der Anteil der jährlich verkauften Bücher in deinem Buchsegment am Gesamtbuchmarkt. Sollte dein Buch sich thematisch zum Beispiel in den Bereich Wirtschaft einordnen, sich also mit Unternehmensstrategie, Führung oder Karriere allgemein beschäftigen, würde dieser Anteil lt. Buchmarktstatistiken  etwa 1 Prozent betragen. Dein Buch wäre also in diesem Beispiel in einem Buchhandelssegment verortet, das recht klein ist. Das hat den Nachteil, dass Wirtschaftsbücher eine geringe wirtschaftliche Bedeutung für den Buchhandel haben. Der Vorteil ist, dass man sich damit in einem Segment tummelt, das allein von der Titelanzahl weit überschaubarer ist als zum Beispiel die Belletristik mit einem Anteil am buchhändlerischen Gesamtumsatz von etwa 30 Prozent.

Abgesehen von solchen Zahlenspielen zur Einschätzung der Größe der Leserschaft ist es spannend und wichtig, dass du dir überlegst, weshalb Leserinnen und Leser dein Buch kaufen werden. Worin liegt der Nutzen für diesen Invest, der ja nicht nur im Kaufpreis besteht, sondern auch in der Zeit, die der Leser oder die Leserin dem Lesen deines Werkes widmet? Will die Person unterhalten werden (z.B. Krimi, Romane, Science Fiction), möchte sie Tipps oder Rat (z.B. Kochbuch, Gartenratgeber, psychologische Ratgeber), möchte sie Geld sparen oder reich werden (Finanzratgeber), sucht sie nach Vorbildern (Biografien) oder möchte sie weniger arbeiten (Aussteigerbücher, „Die 4-Stunden-Woche“)? Die Frage ist also: Was genau interessiert die Leserin oder den Leser an deinem Buch? Wenn du hierauf die Antwort gefunden hast, lässt sich dein Buch sehr klar aufziehen und positionieren.

 

Schreiben ist Arbeit

Da ein Buch nicht über Nacht entsteht, sondern dich als Autorin oder Autor in der Regel über viele Monate hinweg beschäftigt, sollte eine große Begeisterung und Leidenschaft für das Buchthema und die Auseinandersetzung damit vorhanden sein. Frage dich, ob das Thema so spannend und interessant für dich ist, dass du dich damit über Monate hinweg beschäftigen magst. Ist der Zeitaufwand es wert? Wo wirst du zugunsten des Buchprojektes zeitliche Abstriche machen müssen? In welchen deiner Lebensbereiche kommst du mit weniger Zeit aus? Mache dir klar, dass ein Buchprojekt Arbeit bedeutet. Ein Buch zu schreiben ist kein Spaziergang, eher schon eine Klettertour – aber mit herrlichen Aussichten!

 

Die vier Phasen des Schreibens

Verabschiede dich von der Idee, auf Anhieb einen perfekten Text schreiben zu wollen. Selbst bei erfahrenen Autorinnen und Autoren funktioniert das nicht. Betrachte Schreiben vielmehr als einen Prozess, der sich in vier unterschiedliche Phasen gliedert.

Phase 1
In Phase 1 geht es um das kreative Sammeln von Ideen und Informationen. Du solltest dich mit dem Thema beschäftigen und alles sammeln, was dir dazu in die Hände fällt. Du tastest dich heran und wählst aus, was für das Buch interessant sein könnte. Bei dieser Stoffsammlung geht es nicht um Struktur, sondern um eine offene Haltung dem Thema gegenüber. Es darf ruhig wild durcheinandergehen und gesprungen werden. Wichtig ist es, den Blick weit zu halten: Was gibt es bereits zu dem Thema, was ist der aktuelle Stand? Willst du dich davon abgrenzen oder damit konform gehen? Was schreiben die Kolleginnen und Kollegen, die Medien? Was ist bereits an eigenem Material vorhanden? 

Phase 2
Erst in Phase 2 geht es um die Struktur, die Gliederung, den roten Faden. Wie lassen sich die gesammelten Themen verbinden? Welche Themen stehen im Mittelpunkt und wie hängen sie zusammen? Der rote Faden oder die Gliederung ist wie eine Reiseroute, auf der du deine Leserinnen und Leser mitnimmst.

Phase 3
Mit dem eigentlichen Schreiben beginnst du in der Regel erst, wenn das Konzept klar ist und du weißt, wie du deine Leserinnen und Leser durch das Thema führst. In Phase 3 beginnt das eigentliche Schreiben. Hier solltest du dem Motto folgen, es fließen zu lassen und den Worten erlauben, sich auf dem Papier zu materialisieren. Schreiben ist ein subjektiver Prozess, er hat etwas mit dir zu tun, mit deiner Sichtweise auf die Welt. Je genauer du die Welt betrachtest, desto mehr siehst du. Daran erkennt man die Qualität von Texten.

Phase 4
Erst in der Phase 4 des Schreibens geht es um den kritischen Blick auf den Text. Hier gilt es, eine Distanz aufzubauen, einen Schritt zurückzutreten, den Text auf Verständlichkeit und Wirkung zu prüfen. Und es geht darum, loszulassen. Nicht alles, was im kreativen Prozess zustande gekommen ist, ist gut und zielführend. Gerade die Formulierungen, die du beim Schreiben besonders toll fandest, stellen sich beim kritischen Lesen häufig als billige Gags oder wuchernde Ideen heraus, die wegführen von dem, was du eigentlich sagen wolltest.

Manchmal fällt es Autorinnen und Autoren schwer, ihre eigenen Worte loszulassen und zu streichen. Aber das gehört dazu. Gute Schreiber gehen wieder und wieder über ihre Texte, ändern und streichen, pointieren und glätten. So lange, bis es stimmt.

 

Knackpunkte und häufige Fehler

Fehler Nummer 1
Der Fehler Nummer 1, der auch am meisten wehtut, besteht darin, deine Leserinnen und Leser aus dem Blick zu verlieren. Denn für diese Personen schreibst du ja deine Sachtexte, ihnen möchtest du etwas mitteilen oder ihnen Tipps und Rat geben. Wenn diese Intention, dieser Wille fehlt, gerät ein Buch oftmals zum selbstverliebten Geschwafel. Oder es driftet in eine chaotische Strukturlosigkeit, die jede Leserin und jeden Leser abhängt.

Du solltest dir darüber klar sein, dass ein Buch ein Deal ist zwischen Autor und Leser, ein Tausch von Denken und Zeit. Die Leserin oder der Leser investiert in erster Linie Lesezeit, die Autorin oder der Autor denkt. Wenn ich als Leser merke, dass der Autor zu faseln beginnt, lasse ich den Deal platzen und stelle das Buch ins Regal – bestenfalls. Eine andere unangenehme Möglichkeit der Leserreaktion könnten schlechte Bewertungen auf Online-Plattformen sein.

Fehler Nummer 2
Fehler Nummer 2 ist Unklarheit. Manchmal wollen wir zu viel. Wir sind so angetan und überzeugt von unserem Thema, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das Wesentliche gerät aus dem Blick, weil dieses und jenes nicht fehlen darf, aber die vielen Details unterm Strich den Fokus trüben. Weniger ist meistens mehr. Du musst deinen Leserinnen und Lesern nicht jede Kleinigkeit haarklein erklären und ein Thema mit allen Wenns und Abers durchdeklinieren. Auch deine Leserschaft kann denken, und – vielleicht noch wichtiger – mag denken. Wir sollten ihnen Raum dafür geben und sie mitspielen lassen.

Fehler Nummer 3
Tendenziell wird der Aufwand für ein Buchprojekt eher unter- statt überschätzt. Es ist schade, wenn dir als Autorin oder Autor auf halber Strecke, nämlich dann, wenn das Manuskript geschrieben ist, die Luft ausgeht. Auch geübte Schreiber geben keinen Text heraus, ohne ihn überarbeitet zu haben. Selbst jede Mail wird noch einmal prüfend gelesen. Erst in diesem Überarbeitungsschritt entsteht häufig die eigentliche Qualität eines Textes.

Was willst du mit deinem Text sagen? Und hast du das gesagt, was du sagen willst?

Bei der sorgfältigen Überarbeitung eines Textes wirst du unter anderem feststellen, dass eine überraschende Anzahl von Wörtern keinen Nutzen hat. Oder dass sich Formulierungsklischees auch in frischere Wörter fassen lassen.

Erfahrungsgemäß werden die größten Fehler am Anfang des Buchprojektes gemacht: wenn das Konzept unrund ist und nicht trägt, wenn die Leserschaft unklar ist, wenn der rote Faden mittendrin abreißt, wenn nicht genügend Zeit für die Überarbeitung eingeplant wurde. Du solltest dir darüber bewusst sein,, dass du mit einem Buch in die Öffentlichkeit trittst und ein Produkt kreierst, das auf jedem Exemplar deinen Namen trägt. Du bist die Expertin oder der Experte und dein Name steht auf dem Buchcover, so dass man dir allein die Verantwortung für die Buchinhalte zuschreibt. Da im Laufe des Schreibens eine gewisse Betriebsblindheit einsetzt, solltest du dein Manuskript ein, zwei kritischen, aber vertrauenswürdigen Probeleserinnen oder -lesern vorlegen, bevor du unwiderrufliche Fakten schaffst. Ein ehrliches Feedback des Manuskriptes ist Gold wert.

 

Vermarktung des Buches

Fakt ist, dass ein Buch sich nicht von selbst verkauft. Du musst etwas dafür tun. Die Möglichkeiten und Ansätze, die ein Buch bietet, um entweder sich selbst oder dich als Autorin oder Autor zu vermarkten, sind vergleichsweise vielfältig. Ein Buch ist einerseits ein Produkt wie – sagen wir – ein Auto oder Zahnpasta und entsprechend kannst du dafür mit einem Mix an Marketinginstrumenten werben. Ein Buch ist jedoch gleichzeitig auch Content, der sich für die Vermarktung nutzen lässt – und dies meist kostengünstiger als die klassischen Werbemaßnahmen. Aus Buchinhalten kannst du zum Beispiel Whitepaper oder Blogtexte extrahieren und damit werbliche Effekte erzielen, die dir sowohl als Autorin oder Autor nutzen als auch dem Buch als Produkt.

Angesichts der Vielfalt von Vermarktungsmöglichkeiten sei gesagt, dass es nie eine Einzelmaßnahme ist, die ein Buch nach vorne bringt, sondern immer eine Summe von vielen verschiedenen Aktionen, die auch eine zeitliche Dimension haben. Andererseits ist man als Autor mit Sicherheit überfordert, wollte man alle begehbaren Vermarktungswege auch einschlagen. Eine gewisse Begrenzung auf die Marketinginstrumente, die man gut bedienen und spielen kann, ist besser, als überall ein bisschen mitzumischen.

 

Einen ausführlicheren Blogtext zum Thema Buchmarketing findet ihr hier:

https://www.uteflockenhaus.de/blog/marketing-f%C3%BCr-das-eigene-buch-und-mit-dem-eigenen-buch-%E2%80%93-ein-kleiner-aber-feiner-unterschied

 

Drei Tipps zum Schluss

1. Die beste Zeit, ein Buch zu schreiben, ist jetzt. Will heißen: Schieb dein Buchprojekt nicht auf die lange Bank, sondern gehe es an, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Schreibend reflektierst du gründlicher, du bist genötigt, Dinge tiefer zu durchdenken. Selbst in Themenbereichen, in denen du dich seit Jahren bewegst, lernst du so noch enorm viel. Noch nie habe ich jemanden sagen hören, er oder sie hätte bereut, ein Buch geschrieben zu haben. Das Gegenteil, also das Bedauern, es nicht getan zu haben, höre ich hingegen häufiger.

2. Lies gute Bücher. Nicht nur zum eigenen Fachbereich, sondern über diesen Horizont hinaus. Lass dich von schönen Formulierungen oder originellen Buchkonzepten inspirieren. Und lies sie mit der Brille der Autorin oder des Autors: Was hat der Autorenkollege gut gemacht, was berührt dich als Leserin oder Leser, was gefällt dir nicht? Und: Lies keine schlechten Bücher, das ist Zeitverschwendung und verdirbt den Charakter.

3: Auch wenn der Schreibprozess an sich ein eher einsames Geschäft ist, entsteht ein Buch immer im Zusammenspiel mit vielen Menschen. Die langen Danksagungen am Ende vieler Bücher legen hierfür Zeugnis ab. Kümmere dich also um Sparringpartnerinnen und -partner, die dich unterstützen und mit denen du dich austauschen kannst. So vermeidest du zum einen den Tunnelblick, der immer dann droht, wenn wir uns intensiv mit einer Sache beschäftigen. Zum anderen ist man als Autorin oder Autor meist nicht in allen Aufgaben firm, die einem ein Buchprojekt abverlangt. Was absolut kein Beinbruch ist, denn was du nicht kannst, können andere. Dies kann inhaltliche Aspekte des Buches betreffen oder die Gestaltung oder Vermarktungsfragen. Für mein eigenes Buch zum Beispiel habe ich via Xing Erstleser gesucht, die mir vor der Manuskriptabgabe Feedback zu meinem Buch gegeben haben. Als Dankeschön bekam jeder Erstleser das Buch bei Erscheinen geschenkt.  


 

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